Christoph Grienberger

 

Christoph Grienberger (auch Gruemberger, Grünberger) - * 2. Juli 1561 in Hall; † 11. März 1636 in Rom - war ein Astronom und Jesuitenpater.


Leben:

 

Am 20. August 1580 trat er in den Jesuitenorden ein. Er studierte von 1583 bis 1584 in Prag Rhetorik und Philosophie. Ab 1587 war er Lehrer für Mathematik in Olmütz. Von 1589 bis 1591 studierte er in Wien Theologie und war Mathematiklehrer.

 

Ab 1595 erwarb er in Rom bei P. Christoph Clavius SJ, Professor im Collegium Romanum, seine Kenntnisse als Astronom.

 

1597 war er Professor für Mathematik in Graz und lernte dort Kepler kennen. 1612 wurde Grienberger Nachfolger von P. Christoph Clavius und übte dieses Amt bis 1633 aus. Zu den Aufgaben der Patres Clavius und Grienberger gehörte die Ausbildung des astronomisch gebildeten Nachwuchses für die Chinamission der Jesuiten, z. B. Johann Adam Schall von Bell (1592–1666).

 

Grienberger schrieb optische und mathematische Werke. Er führte einen Briefwechsel mit vielen Persönlichkeiten seiner Zeit, vor allem mit seinen Mitbrüdern. In den Briefen beschäftigte er sich mit mathematischen und optischen Problemen.

 

Wirken in der Astronomie:

 

Zu seinen Schriften gehört ein ’’Neuer Fixsternkatalog’’ und ein ’’Neues Himmelsbild’’.

 

Für seinen Mitbruder Christoph Scheiner (1573–1650) entwickelte Grienberger zur Sonnenflecken-Beobachtung die Deutsche Montierung, eine Variante der parallaktischen Montierung des Fernrohres.

 

Grienberger war zu der Zeit leitender Mathematiker am Collegium Romanum, als Galileo Galilei 1616 zuerst ermahnt und 1633 verurteilt wurde.

 

Grienberger bekennt in einem Brief vom 22. Jänner 1611 an Galilei, "dass er von Widerspruch und Zweifel gegen alles, was er in Galileis Botschaft berichtet fand, durch den eigene Beobachtung zur vollen Anerkennung bekehrt worden sei und dass er gegen Beobachtungen Widerspruch erhoben habe, die er viel mehr hätte bewundern, verehren und verteidigen müssen. ... Hart sei es auf Meinungen zu verzichten, die sich seit vielen Jahrhunderten eingebürgert haben und die durch die Autorität so vieler Weisen bekräftigt worden sind ..."

 

Galilei erhielt im April 1611 von den Jesuitenpatres, darunter Grienberger, ein wohlwollendes Gutachten, das von Kardinal Roberto Bellarmino angefordert worden war. Sie beschränkten sich auf die reine Beschreibung astronomischen Beobachtungen und vermieden jede Schlussfolgerung, wie z. B. die, dass wegen der Phasen der Venus diese um die Sonne kreisen müsse.

 

Der Generalobere P. Claudio Aquaviva SJ gab 1614 eine Weisung an die Mitglieder des Jesuitenordens, die Ansichten des Aristoteles zu verteidigen, d. h. am geozentrischen System festzuhalten. Kardinal Bellarmino meinte in einem Brief vom 12. April 1615 an Paolo Antonio Foscarini (* um 1580; † 1616), dass Galilei das Weltsystem des Nicolaus Copernicus nur als eine Hypothese hätte behandeln sollen. Galilei hoffte auf den Beistand seines Freundes Grienberger. Dieser blieb jedoch zurückhaltend: Galilei hätte erst einmal astronomischen Beweise für das kopernikanische System darlegen und sich dann mit der Heiligen Schrift befassen sollen. Galilei akzeptierte die Ansicht Grienbergers, meinte aber, dass ein Strahl der göttlichen Weisheit auch einmal den niedrigen Verstand erleuchten könne. In einem Brief an Elia Diodati (1576–1661) vom 25. Juli 1634 zitierte Galilei Grienberger: "Wenn der Galileo es verstanden hätte, sich das Wohlwollen der Patres dieses Collegiums zu bewahren, so würde er ruhmreich in der Welt leben, und es wäre ihm nichts von seinem Unglück widerfahren, und er hätte nach seinem Gutdünken über eine jegliche Materie schreiben können, ich sage, selbst über die Bewegung der Erde etc."

 

Nachfolger Grienbergers am Collegium Romanum wurde im November 1633 P. Athanasius Kircher SJ.

 

Nach Grienberger ist der Mondkrater Gruemberger benannt.


Werke

 

  • Catalogus veteres affixarum longitudines ac latitudines conferens cum novis stellis (Rom 1612)
  • Nova imaginum caelestium prospectiva (Rom 1612)
  • Speculum ustorium verae ac primigenae suae formae restitutum (Rom 1613)
  • Rerum mathematicarum opus (Rom 1624)
  • Euclidi sex primi Elementorum Geometricum libri (Rom 1629)

 

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