Einschränkung der astronomischen Beobachtung und Forschung und Fotografie durch die Lichtverschmutzung. Das Sternbild Orion, aufgenommen unter dunklem (links) und lichtverschmutztem Himmel (rechts). Das Fehlen eines wirklich dunklen Nachthimmels beeinträchtigt in besonderem Maße die astronomische Beobachtung und Forschung. Über einer hell erleuchteten Stadt sind mit bloßem Auge in der Regel nur noch wenige sehr helle Sterne zu sehen. Ausgedehnte lichtschwächere Objekte wie die Milchstraße, die Andromedagalaxie oder der berühmte Orionnebel sind für viele Menschen nurmehr durch Bücher, Bilder oder Erzählungen bekannt. In einer Studie wurde festgestellt, dass man Sterne nur noch bis zu Grenzgröße von 4 mag sieht, anstatt bis 6 mag: Die Zahl der mit bloßem Auge sichtbaren Sterne liegt zumeist bei nur noch 200 bis 500, in Innenstädten sogar nur bei einigen Dutzend, während sie früher generell – heute nur noch in sehr dunklen Gegenden – bei bis zu 6500 lag. Sternwarten, die noch im letzten Jahrhundert in manchen Großstädten in Betrieb waren, mussten mittlerweile den wissenschaftlichen Betrieb einstellen oder an abgelegene Orte verlagert werden (bekanntes Beispiel: die Vatikanische Sternwarte).
Der Begriff der Lichtverschmutzung (englisch: light pollution), auch Lichtsmog bezeichnet die Aufhellung des Nachthimmels durch Lichtquellen, deren Licht in den Luftschichten der Erdatmosphäre gestreut wird.
Lichtverschmutzung kann störend auf die Flora und Fauna wirken und hat einen massiven negativen Einfluss auf astronomische Beobachtungen des Nachthimmels.
Lichtverschmutzung, d. h. die unerwünschte Beeinflussung der Umwelt durch (meist, aber nicht ausschließlich künstliche) Lichtquellen, ist eine Form der Umweltverschmutzung.
Ursachen der Lichtverschmutzung:
Ursächlich für die Lichtverschmutzung ist hauptsächlich der große nach oben abgestrahlte oder reflektierte Anteil des Lichts, der dann an Schichten der Atmosphäre, atmosphärischen Stäuben oder Wasser abermals reflektiert und weitum zerstreut wird - Luft wird aufgehellt, wenn sie von Licht durchdrungen wird.
Das wird vor allem durch den Tyndall-Effekt hervorgerufen, durch die Streuung von Licht (genauer durch die Mie-Streuung) an Schwebeteilchen in der Luft wie beispielsweise an Nebeltröpfchen, Schwebstaub oder sonstigen Aerosolen sowie durch Reflexion und Refraktion. Dadurch ergeben sich die bekannten Lichtglocken über den Städten – so hellt beispielsweise eine Stadt mit einer Einwohnerzahl von 30.000 den Himmel in einem Umkreis von etwa 25 Kilometern auf. Diese Störung ist der „Lichtsmog“ im eigentlichen Sinne, als diffuser Nebel aus Licht.
Die größten Verursacher von Lichtverschmutzung sind Großstädte und Industrieanlagen, die die Nacht durch Straßenbeleuchtung, Leuchtreklamen, Videowände, Flutlichtanlagen und Industriebeleuchtung erhellen.
Verantwortlich für dieses nach oben geleitete Licht sind vor allem Beleuchtungsanlagen, die ihr Licht weitgehend ungenutzt zu den Seiten und nach oben abstrahlen (Lichtverluste).
Eine solche Abstrahlung kann jedoch auch ein gewollter Effekt bei der Gebäude- und Anlagenbe- oder -ausleuchtung sein. Ein anderes großes Störpotential haben starke gerichtete Strahler. Dazu gehört beispielsweise das Fernlicht der Kraftfahrzeuge, das, um zumindest 200–300 Meter ausreichend auszuleuchten, noch in vielen Kilometern Entfernung stark blenden kann. Seit einigen Jahren verwenden Diskothekenbetreiber Projektionsscheinwerfer nach Art von Suchscheinwerfern, die Skybeamer, die tanzende Lichtkegel an den Nachthimmel projizieren. In Einzelfällen wurden gegen diese Art der Werbung rechtliche Maßnahmen erfolgreich durchgesetzt.
Auch der Beitrag von Lichtkunst oder Lasershows zur allgemeinen Lichtverschmutzung wird zunehmend kritisch betrachtet. Als jüngste Ursache treten starke Laserpointer hinzu. Neben allgemeiner Blendgefährung sind solche plötzlichen Lichtblitze sich bewegender Richtstrahler auch in der Astronomie sehr lästig, weil sie Langzeitbelichtungen innerhalb eines Augenblicks unbrauchbar machen können oder Artefakte produzieren, die das Aufspüren echter astronomischer Ereignisse erschweren. Lichtverschmutzung ist eine Begleiterscheinung der Industrialisierung und tritt demnach vor allem in dicht besiedelten Regionen der Industrienationen auf. In Europa beispielsweise ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung davon betroffen.
Der jährliche Zuwachs der Lichtverschmutzung beträgt weltweit durchschnittlich 6 %. In Deutschland liegt er bei ca. 6 %, in Italien 10 % und in anderen Ländern wie z. B. Japan bei bis zu 12 %. Spitzenwerte des Wachstums wurden und werden in schnell wachsenden Ballungsräumen vor allem in den USA gemessen, so stieg die Lichtausstrahlung in Südontario mit etwa 7–10 % pro Jahr an, in Tucson vor 1972 sogar jedes Jahr um bis zu 15 %.
Manche Schätzungen gehen sogar von einem jährlichen 30-prozentigen Anstieg in manchen US-amerikanischen Städten aus.
Folgen der Lichtverschmutzung:
Lichtverschmutzung beeinflusst bestehende Ökosysteme.
So wie verschmutzte Meere, Böden oder Lufträume für viele Spezies nicht mehr bewohnbar sind, so hat auch die Zerstörung der Nacht vielfältige Folgen.
Das Fachgebiet der Untersuchungen über die Auswirkungen von Dunkelheit auf Lebewesen ist die relativ junge Disziplin der Scotobiologie (‚Dunkelheitsbiologie‘).
Pflanzen werden durch eine künstlich aufgehellte Umgebung in ihrem Wachstumszyklus beeinflusst: Was bei Zuchtpflanzen in Gärtnereien durchaus erwünscht ist, kann für empfindliche Naturpflanzen zum Problem werden. So wurde bereits vielfach beobachtet, dass Laubbäume in unmittelbarer Nähe von Straßenlampen ihre Blätter verspätet verlieren, wodurch es wiederum zu Frostschäden kommen kann.
Die verbreiteten weißen Lichtquellen mit hohem Blauanteil im Spektrum stellen ein erhebliches Problem für die Navigation oder Orientierung nachtaktiver Insekten und auch für Zugvögel dar. Insbesondere die Auswirkungen von nächtlicher Kunstbeleuchtung auf Insekten sind gut dokumentiert. Neben Insekten werden zahlreiche weitere Tierarten durch Lichtverschmutzung geschädigt.
So beeinträchtigt nächtliches Kunstlicht beispielsweise die Orientierung von Zugvögeln und führt unter anderem dazu, dass Vögel in hell erleuchtete Gebäude fliegen und dabei verletzt werden oder zu Tode kommen (das sogenannte „Towerkill-Phänomen“).
Ebenfalls gut dokumentiert ist der negative Einfluss von nächtlicher Beleuchtung auf verschiedene Arten von Meeresschildkröten, deren Nachwuchs an einem zu hell erleuchteten Strand den Weg ins Wasser nicht findet und somit zur leichten Beute von Raubtieren wird. Auswirkungen auf zahlreiche weitere nachtaktive Spezies wie beispielsweise Fledermäuse oder Frösche wurden beobachtet, in den meisten Fällen von vermuteter Beeinflussung besteht jedoch noch weiterer Forschungsbedarf.
Die Auswirkungen auf die Chronobiologie des menschlichen Organismus (wie auch auf andere Tiere) sind ebenfalls noch nicht abschließend erforscht. Störungen im Hormonhaushalt des Menschen (Tag-Nacht-Zyklus, Menstruationszyklus der Frau) sind jedoch bereits nachgewiesen bzw. Gegenstand aktueller Forschung. Weitere physiologische Störungen sind nicht auszuschließen – so veröffentlichte beispielsweise eine israelische Forschergruppe im Jahr 2008 Daten, die einen Zusammenhang zwischen der Stärke nächtlicher Kunstbeleuchtung und dem Risiko von Brustkrebserkrankungen nahelegen. Postuliert wird auch ein Beitrag der verlängerten Helligkeit zur Akzeleration, beispielsweise dem verfrühten Einsetzen der Pubertät.
Textquelle: z.T. Wikipedia
Einige Beispiele (Empfehlung der Dark Sky Association):
Nur qualitativ hochwertige Beleuchtung sollte verwendet werden. Hochwertige Beleuchtungseinrichtungen sind eigentlich nur eine Art und Weise zu beleuchten, die dem gesunden Menschenverstand entspricht.
Wir sollten schlechte Beleuchtung nicht dulden; wir sollten sie nach und nach ersetzen.
Das Licht sollte gezielt nach unten gerichtet werden, wo es gebraucht wird.
Die Ausgangsleistung des Licht soll reguliert werden, damit Orte, welche man sehen muss, beleuchtet sind; das Licht soll nicht verschwendet werden.
Eine Qualitätsbeleuchtunganlage ist erforderlich.
Zeitschaltregelungen (Dimmer oder andere Regulierungseinrichtungen) sollten verwendet werden, um sicherzustellen, dass das Licht dorthin gerichtet ist, wo es gebraucht ist.
Die Beleuchtung sollte so geplant und installiert werden, dass jegliche Blendung möglichst minimiert wird.
Fast jegliche Blendung stammt von schlechten Beleuchtungskörpern oder von schlechten Beleuchtungsanlagen.
Es gibt keine Entschuldigung für Blendung. Wenn nicht durch Blendung beeinträchtigt, ist das Auge ein erstaunliches Organ, das auch bei niedrigeren Beleuchtungsstärken sehr gut sehen kann.
Die jeweils angemessene Lichtmenge sollte eingesetzt werden, nicht zuviel.
Mehr Licht bringt mehr Sicherheit ist keine gute Devise. Wenn wir von Gegenden, die zu hell beleuchtet sind, in Gegenden kommen, die dunkler sind, oder umgekehrt, dann können wir eine Weile nicht gut sehen - solange, bis die Augen sich angepasst haben (Dunkeladaption).
Die Lichtquellen sind in ihrer Effizienz sehr unterschiedlich, die jeweils energieeffizientesten sollten verwendet werden.
In der Nähe von Sternwarten sollte die Verwendung von Natriumdampf-Niederdrucklampen in Betracht gezogen werden; diese sind am effizientesten.
Astronomen bevorzugen sie sehr, weil das Licht der Natriumdampf-Niederdrucklampen eigentlich nur eine Farbe hat und sehr gut herausgefiltert werden kann.
Fortschritte bei der Umsetzung der Lösungen:
Qualitativ hochwertige Beleuchtung wird nun an vielen Orten verwendet.
Die Vorteile sind: bessere Beleuchtung, Energieersparnisse, und ein dunklerer Himmel (aber nicht dunklere Strassen).
Wir gewinnen alle.
Die Kenntnis der Probleme und der Lösungen nimmt ständig zu, in der Öffentlichkeit und besonders unter Lichttechnikern.
Die Internationale Beleuchtungskommission (CIE) und viele nationale Organisationen haben technische Komitees, die diese Fragen behandeln, und Berichte und Empfehlungen erscheinen regelmässig. Die meisten nationalen Organisationen werden auch sehr aktiv. Schliesslich, wer kann gegen gute Beleuchtung stehen, wenn man die Vorteile sieht?
Eine wirksame Methodik wobei die Gemeinden das Problem angreifen können, ist die Ernennung einer Arbeitsgruppe für Aussenbeleuchtung, um diese Fragen zu besprechen und genaue Lösungen zu empfehlen, welche den lokalen Gegebenheiten Rechnung tragen (wie z.B. Verordnungen für Beleuchtungskontrolle, die Gemeindemassstäbe festlegen; Hunderte davon sind nun in Kraft getreten).
Solche Komitees sind sehr wirksam in den Orten, wo man sie eingeführt hat. Sie haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie viele Leute über die Fragen informieren.
Was ist das Problem?
Das Hauptproblem ist ein grosser Mangel an Kenntnis der Fragen, der Probleme, und der Lösungen, welche uns eigentlich der gesunde Menschenverstand nahelegen würde.
Das Informieren der Öffentlichkeit ist das Hauptziel der meisten jetzigen Aktivitäten.
Das zweite grosse Problem ist die Gleichgültigkeit.
Kenntnisse müssen in Handlungen umgesetzt werden. Einige glauben, das Problem sei zu umfangreich, um von Einzelpersonen gelöst werden zu können; andere glauben, es sei nicht wichtig genug.
Weder der erste noch der zweite ist ein Grund zur Gleichgültikeit.
Astronomen, sowohl Amateure als auch Profis, müssen informiert und involviert werden.
Die Mitgliedschaft bei der IDA ist ein hervorragender Ausgangspunkt. Die Unterstützung ist vorhanden Die Internationale Dark-Sky Association (IDA), eine nicht-gewinnorientierte Organisation, ist ein mächtiger Verbündeter, um bei der Verbreitung von Informationen zu helfen. Die Organisation hat nun mehr als 10 000 Mitglieder aus 70 Ländern; sie wächst schnell hinsichtlich ihrer Größe und Wirksamkeit. IDA hat mehr als 180 Informationsblätter über Fragen der Himmelsaufhellung und der Lichttechnik verfasst, und diese sind wichtige Ressourcen für diejenigen, die sich informieren und Informationen verbreiten wollen. Die IDA-Webseite enthält viele wichtige Informationen (sowie Graphiken usw.) und Links zu vielen anderen interessanten Seiten.
Obwohl die Kenntnis der Probleme und der Lösungen ständig zunimmt, ist viel mehr Öffentlichkeitsarbeit und Verbreitung der Informationen in den Schulen nötig. IDA braucht viel mehr einzelne Personen und Organisationen als Mitglieder.
Zusammenfassung:
Die Lichtverschmutzung ist ein Problem für die Astronomie und für die allgemeine Öffentlichkeit; dieses Problem nimmt immer mehr zu. Wirksame Lösungen existieren und funktionieren. Sie verbessern
auch die Qualität und die Effizienz unserer nächtlichen Aussenbeleuchtung, und sie helfen bei der Einsparung von vieler Energie und von vielem Geld. Das wissen wir mit Bestimmtheit. Der Mangel an
Kenntnis und die Gleichgültigkeit sind die Hauptprobleme. Taten sind nötig. Jetzt. Wir alle können zur Verbesserung der Situation beitragen. Am wichtigsten ist: Wir alle gewinnen.
David Crowford
The International Dark-Sky Association is the only non-profit organization fighting to preserve the night.
"Die Helle Not" zeigt negative Auswirkungen von Kunstlicht auf und bringt Vorschläge für eine energieeffiziente und umweltverträgliche Beleuchtung.
Dark-Sky Switzerland hat in der Schweiz die Lichtverschmutzung zum Thema gemacht.
In dem interdisziplinären BMBF Projekt "Verlust der Nacht" untersuchen Wissenschaftler nun erstmals gemeinsam die ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen für die zunehmende Beleuchtung der Nacht.