Johannes Engel
Johannes Engel lat. Ioannes Angelus, * vor 1463 in Aichach; † 29. September 1512 in Wien - war ein Astronom/Astrologe und Professor der Physik und Mathematik, bayerischer Mediziner, an der Universität in Ingolstadt.
Leben:
1468 begann Johannes Engel seine Studien an der Universität Wien. Nach dem Baccalaureat 1471 wechselte er an die neu gegründete Universität Ingolstadt. 1474 wurde er Magister artium und seit 1476 war er Lektor in Physik. 1479 begann er ein Medizinstudium, das er mit der Promotion abschloss.
Engel war in den Jahren 1489 bis 1491 Korrektor in der Offizin seines Freundes Erhard Ratdolt in Augsburg.
Wirken in der Astronomie:
Er gab Ephemeriden der Himmelskörper auf der Grundlage der Tafeln des Regiomontanus heraus. Bekannt ist seine Ausgabe der astrologischen Werke des persischen Astronomen Abu Ma'schar, insbesondere des De magnis coniunctionibus, das Johannes Kepler zur Gleichsetzung des Sterns von Betlehem mit der Dreifachkonjunktion von Jupiter und Saturn 7 v. Chr. anregte.
1492 wurde Engel als erster Lector ordinarius für Mathematik und Astronomie an die Universität Ingolstadt berufen, obwohl er nicht promoviert war. 1498 praktizierte er als Arzt in Krems an der Donau. Nach 1500 lebte er als Arzt in Wien.
Engel verfasste regelmäßig astrologische Tafelwerke, insbesondere für medizinische Anwendungen (wie die Zeiten für Aderlässe) und Voraussagen der politischen Ereignisse und dem Wetter. Solche Berechnungen erfolgten damals auf der Grundlage der Alfonsinischen Tafeln aus dem 13. Jahrhundert, die auch Regiomontanus und Johannes Stöffler verwandten. Engel schloss sich in Wien einer Gruppe von Astronomen um Andreas Stiborius an, die vom Turm des Herzoglichen Kollegiums astronomische Beobachtungen durchführten, um die Genauigkeit der Tafelwerke zu überprüfen. Sie fanden Abweichungen der beobachteten von den berechneten Planetenörtern (z. B. den weit verbreiteten Ephemeriden von Stöffler/Pflaum von 1499) von 1° bis 3°, insbesondere bei Mars. Dies hatte auch schon Georg von Peuerbach bemerkt und begonnen, Korrekturen für die Alfonsinischen Tafeln zu erarbeiten, die er aber durch seinen frühen Tod nicht vollenden konnte. Engel nahm die Arbeit wieder auf und veröffentlichte korrigierte Almanache für die Jahre 1510 und 1512. Durch seinen Tod 1512 konnte er die angekündigte Erläuterung des Verfahrens nicht mehr erstellen.
Laut einer Biografie über Nicolaus Copernicus von Pierre Gassendi aus dem Jahr 1654 hatte Engel Kenntnis von dessen um 1509 verfassten Commentariolus und war ein früher Anhänger von dessen Weltbild.
Werke: